Sankt Gertrud / Geschichte der Kirche
Hederslebens wurde in einer Urkunde Kaiser Ottos II. aus dem Jahre 978 zum ersten Mal erwähnt.
Das Zisterzienserinnenkloster St. Gertrud wurde 1253 von Albert und Ludwig von Hakeborn an der bestehenden St. Marienkirche gegründet und 1262 mit Nonnen aus dem Kloster Helfta besetzt.
Das Kloster blieb in der Reformationszeit katholisch, während im Ort selbst 1547 die Reformation eingeführt wurde. Die Klosterkirche wurde von 1566 an von beiden Konfessionen als Simultankirche benutzt. Nachdem sich die Reformation im Bistum Halberstadt durchgesetzt hatte, bat das Kloster um 1600 den Kaiser um einen Schutzbrief, um sich als Institution und in der katholischen Religionsausübung zu schützen.
Von 1631 bis 1637 mussten die Nonnen infolge des Einbruchs der Schweden ihr Kloster verlassen und zerstreuten sich in die Umgebung. Nach späteren chronikalischen Nachrichten sollen während dieser Zeit vier Nonnen – als Mägde verkleidet – im Kloster verblieben sein, um die kriegsbedingte Feuergefahr zu mindern. Während dieser Zeit wandte sich die Äbtissin Anna Rungen vom katholischen Glauben ab.
Im Jahre 1713 bezog die evangelische Gemeinde eine ihnen auf Klostergrund und auf Klosterkosten erbaute Kirche. So endete nach 150 Jahren das Simultaneum, das nicht ohne Streit zwischen Klosterkonvent und protestantischer Gemeinde geblieben war. Eine neue barocke Klosterkirche wurde im Jahr 1717 geweiht. Von der alten Klosterkirche blieb der romanische Turm erhalten.
Im Jahre 1711 bestand die katholische Gemeinde aus 88 Katholiken und im Kloster lebten 1721 etwa 20 Nonnen. Im Jahre 1810 wurde das Kloster nach dem Reichsdeputationshauptschluss durch die westfälische Regierung aufgehoben. Den verbleibenden 16 Nonnen wurde freigestellt, mit freier Kost und Logis in den Klostergebäuden bis zu ihrem Tode zu leben oder fortzugehen. Einige Schwestern kehrten zu ihren Familien zurück, allerdings starben auch zwei Nonnen 1855/1856 hochbetagt in Hedersleben. Die Stundenbücher dieser Nonnen befinden sich noch heute in der Pfarrei St. Gertrud.
Da die Regierung die Pfarrei nicht anerkannte, betrachtete der neue Besitzer auch die Klosterkirche als sein Eigentum und versuchte, eine Scheune daraus zu machen. Den Katholiken wurde der Zugang zur Kirche verwehrt. Nur zum Turm und zur sog. Annenkapelle wurde Zutritt gewährt. Nach und nach verfiel das Bauwerk und bereits 1824 musste aus Sicherheitsgründen ein Teil der Kirche niedergelegt werden.
Die katholische Gemeinde, die 1815 aus 269 Gläubigen bestand, ließ nicht nach und verlangte immer wieder die Wiederherstellung ihrer Pfarrei. Sie hielten unter der Leitung des katholischen Lehrers Sonntag für Sonntag vor der Kirche Gebetsgottesdienste ab und schickte Depeschen und Petitionen an die staatlichen Stellen und den preußischen König. Schließlich wurde die Pfarrei 1841 wiedererrichtet und 1845 der Grundstein zum Bau einer neuen Kirche gelegt. Diese wurde 1846 eingeweiht und ist das noch heute erhaltene Bauwerk. Mit der Weihe unseres neuen Altares durch den Magdeburger Bischof Gerhard Feige am 11. September 2005 wurde die grundlegende Renovierung der Kirche abgeschlossen.
Aus den beiden Vorgängerbauten haben sich nur wenige Kunstwerke erhalten. Ein spätromanisches Kruzifix, eine gotische Strahlenmadonna, eine barocke Pieta und das Relief einer barocken Himmelsfahrtsmadonna schmücken noch heute die Kirche. Außerdem gibt es einen überaus wertvollen Bestand an Paramenten und Kirchengeräten.