St.Matilde / Geschichte des Kirchenbaus
Die einschiffige neugotische Kirche war der erste vollendete Bau des bekannten Architekten Friedrich von Schmidt (Bauzeit 1855–1858) und ist die zweitjüngste der Stadt Quedlinburg. Schmidt war einer der bedeutendsten Neugotiker Österreichs; zu seinen hervorragendsten Werken zählen die Arbeit am Kölner Dom und das Wiener Rathaus sowie die Restaurierung des Stephansdomes. Im Juni 1858 wurde die Kirche von Bischof Konrad Martin von Paderborn konsekriert und der Heiligen Königin Mathilde (896–968), Ehefrau König Heinrich I. geweiht. Mit ihrer schlichten Architektur passt sich die Kirche gut dem mittelalterlichen Stadtbild an.
Der kleine Dachreiter über der östlichen Giebelwand musste wegen Bauschäden im Januar / Februar 1984 abgetragen werden. Bereits zum Weihnachtsfest 1983 fielen erste Steine vom Dachreiter herab. Darum ist die Kirche heute auch ohne läutende Glocke. Der Kirchturm soll wieder neu errichtet werden. Da hierfür auch Stütz- und Sanierungsarbeiten an der Ostseite der Kirche notwendig sind, wird daher seit Jahren hierfür gesammelt. Es ist geplant, die alte Glocke wieder zu installieren. Der Glockenstuhl wurde in ehrenamtlicher Arbeit durch Mitglieder unserer Pfarrei bereits errichtet und fertig gestellt.
Die großen Fenster an beiden Seiten des Kirchenschiffs lassen viel Licht in das Innere. Sie sind seit der großen Sanierung wieder mit Bleielementen verbunden. Beim Eintreten zieht das Altarbild sofort den Blick auf sich. Nach einer Umgestaltung des Chorraumes 1953 schuf der Hallenser Künstler Meinolf Splett dieses Triptychon über dem Tabernakel. Im Mittelfeld sitzt Christus mit zum Segnen und Verkünden erhobener Hand, umgeben von Engeln und Heiligen. Auf den Seitenflügeln ist die hl. Mathilde dargestellt, als Königin und Gründerin des Stifts, als Patronin dieser Kirche und als Mutter und Wohltüterin. Die gotische Pietà (um 1400) auf dem kleinen Seitenaltar, von unbekanntem Künstler geschnitzt, war bis vor wenigen Jahren in St. Wiperti aufgestellt. Drei Buntglasfenster von einer Kölner Glasmalerei finden sich im Chorabschluss. Im Mittleren ist die Heilige Mathilde zu sehen, neben ihr der Patron des Erzbistums Paderborn St. Liborius, im Linken Fenster die Patrone der Stiftskirche St. Dionysius und St. Servatius, im rechten Mathildes Sohn Bruno und ihr Urenkel St. Heinrich. Zwei der großen Fenster wurden durch Hagel im August 2011 stark beschüdigt und durch die Glasmalerei Schneemelcher in Quedlinburg restauriert. Von gleicher Firma gefertigt sind die Buntglasfenster über dem Eingang der Kirche, die von einem regionalen Künstler im modernen Stil entworfen und bei der Sanierung 2003 eingebaut wurden. Die aus Sandstein gearbeiteten Kreuzwegstationen stammen vom Bildhauer Mormann.
Die Orgel wurde ursprünglich für eine andere Kirche konzipiert, dann jedoch nach St. Mathilde überführt. Ursprünglich mit Blasebalg angetrieben (noch bis heute funktionsfühig erhalten geblieben ist die Kalkantenglocke) erzeugt heutzutage ein Motor den notwendigen Wind. Die Außenhülle und die Pfeifen wurden grundhaft instand gesetzt, die mechanische Traktur notdürftig repariert.Das Instrument hat 14 Register auf zwei Manualen und Pedal.